Stolpersteinverlegung für Therese Mühlberger

Patricia Koller/ September 26, 2020/ Beitrag/ 0Kommentare

Gunter Demnig auf nasser Straße knieend beim Verlegen des Stolpersteins
Gunter Demnig bei der Arbeit
Foto: Patricia Koller

Geboren wurde Therese Mühlberger im Jahr 1898 – 1940 ermordet während der Zeit des Nationalsozialismus.

Mit der Aktion T4 wurden Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen als sogenannte „Ballastexistenzen“ ermordet, wenn sie nicht mehr arbeitsfähig waren.
Der Name „Aktion T4“ kommt von der Adresse Tiergartenstraße 4 in Berlin, wo sich die zentrale Dienststelle befand, von wo aus der Massenmord gesteuert wurde. Heute weiß kaum noch jemand von dieser Ungeheuerlichkeit.

Therese Mühlberger war eines dieser zahlreichen Opfer.

Sie war Schwesternschülerin im Krankenhaus des Dritten Ordens in München-Nymphenburg. Therese trat in den Orden ein und wurde zu Schwester Wilfrieda. Nach einer Zeit als Stationsschwester im Memminger Krankenhaus verließ sie 1922 den Orden und kehrte nach Reit im Winkl zurück, wo sie aufgewachsen war. 1925 heiratete sie und gründete zusammen mit ihrem Mann Stefan Mühlberger eine Familie.

Als sie 1932 im Alter von 35 Jahren vergesslich wurde, konnte sie ihren Beruf als selbständige Wochenbettpflegerin und Hebamme nicht mehr ausüben und kam in die „Heil- und Pflegeanstalt“ Gabersee (Wasserburg).
Am 7.11.1940 wurde sie in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert und dort vergast.
Angebliche Todesursage: „Lungenentzündung“.
Es war damals üblich, den Angehörigen falsche Todesursachen mitzuteilen und ihnen Urnen mit x-beliebiger Asche zuzuschicken, die angeblich die Überreste ihrer Verstorbenen enthielten.

Frau Dr. Sibylle von Tiedemann hatte uns zu der Stolpersteinverlegung eingeladen.
(Website von Frau Dr. Sibylle von Tiedemann: www.ns-euthanasie-aufarbeitung.de)

Am 26.09.2020 waren wir bei der Gedenkveranstaltung im Reit im Winkl-Festsaal bei den Vorträgen von Helene Leitner (Enkelin), Dr. Sibylle von Tiedemann (Historikerin), Matthias Schlechter (1. Bürgermeister) und Dr. Michael Rentrop (kbo-Inn-Salzach-Klinikum Wasserburg).
Der Behindertenverband Bayern e.V. war mit dabei, als Gunter Demnig den Stolperstein für Therese Mühlberger in Reit im Winkl verlegte.

Fotografen fotografieren Gunter Demnig beim Verlegen des Stolpersteins
Foto: Patricia Koller

(Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig)
www.stolpersteine.eu

Der Text auf dem Stolperstein:

Hier wohnte Therese Mühlberger
geb. Mühlberger
JG 1898
Eingewiesen 16.8.1933
Heilanstalt Gabersee
„verlegt“ 7.11.1940 Hartheim
ermordet 7.11.1940 Hartheim
„Aktion T4“

Der neu verlegte Stolperstein für Therese Mühlberger. Daneben fünf weiße Rosen mit rotem Blattrand.
Foto: Claudia Westermann

In Zeiten, in denen Deutschland wieder Menschen nach Arbeitskraft sortiert und wertet, muß unsere Antwort als Gesellschaft auf diese Menschenverachtung stets ganz klar sein: „NIE WIEDER!!

Der Behindertenverband Bayern e.V. empfiehlt zu dem Thema der AktionT4-Krankenmorde dieses Buch von Ernst Klee, das dazu hervorragend informiert:
„Euthanasie“ im Dritten Reich: Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“

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