Brigitte Bührlen von der Wir!-Stiftung pflegender Angehöriger

Brigitte Bührlen/ Mai 4, 2022/ Beitrag/ 1Kommentare

Text zum Video für Hörgeschädigte:

Mein Name ist Brigitte Bührlen, ich habe meine Mutter viele Jahre als pflegende Angehörige begleitet, zuletzt noch 20 Jahre durch eine Demenz. Nach ihrem Tod habe ich die WIR! Stiftung Pflegender Angehöriger gegründet, die den Zweck hat uns Angehörige zu ermutigne und dabei zu unterstützen SELBST zu sagen was wir brauchen. Leider kann ich beim aktuellen Randgruppenkrawall nicht dabei sein, was ich sehr bedaure.

Ich bedanke mich als erstes bei Patricia Koller, dass sie mir die Möglichkeit gibt einen Videobeitrag beizusteuern und auch dafür, dass sie diese Veranstaltung mit viel persönlichem Einsatz wieder möglich gemacht hat.

Aktuell befasse ich mich mit der Situation bei der Beantragung von Hilfsmitteln und Therapien für Pflegebedürftige. Menschen mit Beeinträchtigung und Pflegebedarf sowie ihre Angehörigen kämpfen bei der Beantragung von Hilfsmittel-und Therapien nicht selten einen Kampf gegen Windmühlen. Man fragt sich ob es um Menschen oder nur um Dinge geht. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen soll die Versorgung mit Hilfsmitteln in erster Linie dem therapeutischen Bedarf und/oder einem Beeinträchtigungsausgleich dienen. Dabei wird oft über die Köpfe der Betroffenen hinweg gesprochen und gehandelt, genehmigt oder abgelehnt.

Der Wille und die Erfahrung von Menschen mit Beeinträchtigung und Pflegebedarf sowie ihrer sie tagtäglich zum Teil rund um die Uhr begleitenden und versorgenden Angehörigen spielen bei der Beantragung von Hilfsmitteln milde ausgedrückt eine ziemlich untergeordnete Rolle. Warum eigentlich? Es fehlt ein ganzheitlicher Ansatz.
Es geht vor allem um Kosten und Paragrafen. Es geht nicht um das Wohlbefinden der Antragsteller. Hilfsmittel sollten bedarfsorientiert für Zufriedenheit sorgen, Teilhabemöglichkeiten eröffnen und förderliche Rahmenbedingungen schaffen. Sie sollten die vorhandene, individuelle Fähigkeiten ressourcenorientiert steigern.
Dazu fehlt ein ganzheitlicher Ansatz und ich frage mich ob der überhaupt gewollt ist von den Kostenträgern oder spielen Faktoren wir Zufriedenheit und Wohlbefinden gar keine Rolle in unserem System? Ist es alles politisch so gewollt?

Aus der Sicht von Angehörigen sollten Beratungs- und Unterstützungsangebote als hilfreich und positiv und nicht als verwirrend und belastend erlebt werden können. Familien- und Wohnsituationen sollten berücksichtigt und nötige Veränderungen unbürokratisch beantragt , installiert und zeitnah genutzt werden können. Auch Kriterien wie gefallen und nicht gefallen, zurecht kommen mit den Angeboten, nicht zurechtkommen, passen und nicht passen müssen maßgeblich einbezogen werden in Beurteilungen.
Die Wirksamkeit von Hilfsmitteln und Unterstützungsmaßnahmen muss am tatsächlich erzielten Erfolg bei der Nutzung gemessen werden. Es muss auch darüber informiert werden, wo und gegenüber wem man Beschwerden einlegen kann.

Warum müssen Menschen mit Beeinträchtigung und Pflegebedarf sowie ihre Angehörigen kämpfen für Genehmigungen? Warum müssen nicht Kostenträger rechtsrelevante Beweise erbringen weshalb sie Anträge ablehnen?
Nicht selten wird Antragstellern von Seiten der Kostenträger Misstrauen entgegengebracht und das Gefühl vermittelt, sie würden sich etwas erschleichen oder ergaunern wollen, das ihnen nicht zusteht. Ich finde, am besten wären ein Persönliche Budgets für Hilfsmittel. Das sollte die übliche finanzielle Grundleistung sein.
Statt andauerndem Misstrauen sollte gegenseitiges Vertrauen den Umgang mit Behörden und Kostenträgern prägen.

Der Kampf um die Gewährung von Hilfsmitteln muss!!! aufhören. Hinter das „muss“ mache ich drei Ausrufezeichen! Alles, was für Menschen mit Beeinträchtig und Pflegebedarf zur Verfügung gestellt wird, soll und muss deren Ressourcenförderung dienen und ihnen die Chancen für ein weitgehend selbstbestimmtes und eigenständiges Leben eröffnen. Das ist es doch was erreicht werden soll, oder etwa nicht?

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