Sendung quer am 22. April 2021
Dank Jochen Bückle berichtet der „Bayerische Rundfunk“ am 22. April 2021 in der Sendung „quer“ über den seit Sommer 2020 defekten Aufzug der Gröbenzeller S-Bahn-Station. Laut Bahn ist geplant, dass der Aufzug erst im Herbst 2021 wieder funktionsfähig ist. Mit dieser Berichterstattung hat Jochen Bückle den Menschen in Gröbenzell einen großem Gefallen getan, wofür wir uns ganz herzlich bedanken!
Jochen Bückle, der auf den Rollstuhl angewiesen ist, ist 2019 nach Gröbenzell gezogen, weil diese Gemeinde einen S-Bahn-Anschluss hat. Leider konnte er die S-Bahn immer nur sporadisch nutzen, weil der Aufzug immer wieder längere Zeit defekt war. Im Sommer 2020 kam dann das vorläufige Aus für den Aufzug. Seither können Menschen, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, die S-Bahn nicht oder nur unter größten Schwierigkeiten benutzen. Leider hat der S-Bahnhof keine Rampe, ist also seit Sommer 2020 nicht mehr barrierefrei.
Am Vormittag des 21. April kam das Drehteam vom Bayerischen Rundfunk und traf Jochen Bückle und seine Unterstützer vor dem Aufzug. Viele Passanten freuten sich, dass über diesen Missstand im Bayerischen Fernsehen berichtet wird. Die Aktion traf auf einhelligen Zuspruch.
Der Unmut darüber, dass auf die Interessen von Menschen mit Beeinträchtigungen oder Eltern mit Kinderwägen keine Rücksicht genommen wird, war groß. Dass es über ein Jahr dauern sollte, einen Aufzug zu reparieren beziehungsweise einen neuen Fahrstuhl einzubauen, traf bei Bückles Unterstützern und den Passanten auf völliges Unverständnis. Die Barrierefreiheit scheint bei der Bahn nicht wirklich Priorität zu haben. Vereinzelt wurde auch Kritik an der Gemeinde geübt, die sich nicht hinreichend für die Barrierefreiheit der S-Bahnstation einsetze. Es wurde auch seitens Passanten geäußert, dass dem Bürgermeister von Gröbenzell die Rechte von Behinderten gleichgültig seien.
Dass die Berichterstattung auf so großen Zuspruch in der Bevölkerung stieß, ist nicht verwunderlich. Denn in Gröbenzell sind sehr viele Menschen auf den Aufzug zur S-Bahn angewiesen. In dieser Gemeinde ist der Anteil der älteren Menschen sehr hoch. Zudem sind Mütter und Väter, die mit Kinderwagen unterwegs sind, derzeit auf fremde Hilfe angewiesen, um die S-Bahn zu erreichen. Am härtesten trifft es aber Menschen, die auf einen Rollator oder einen Rollstuhl angewiesen sind. Besonders schlimm an der Situation ist, die Abwertung, die diese Menschen dadurch erfahren, dass dieser inklusionsfeindliche Zustand nicht behoben wird, weil es den Entscheidern offensichtlich zu unwichtig ist.
In dem „BR“-Bericht geht es auch um andere defekte Fahrstühle an bayerischen S-Bahn-Stationen. Fehlende oder kaputte Aufzüge an Bahnstationen sind bundesweit für viele Menschen mit Behinderung traurige Realität. Wenn die Deutsche Bahn es nicht schafft oder schaffen will, ihre Aufzüge in einem vertretbaren Zeitraum zu reparieren beziehungsweise diese instandzuhalten, sollte die Bahn ihre S-Bahnstationen mit sicheren Rampen ausstatten. Diese sind immer zugänglich und haben den Vorteil, dass sie nicht so unerträglich stinken, wie dies bei einer großen Anzahl der Aufzüge der Fall ist.Viele Aufzüge, beispielsweise am Münchner Marienplatz, stinken regelmäßig so unerträglich, dass es eine Zumutung ist, diese zu benutzen. Offenbar werden sie zu wenig gesäubert. Für Menschen, die im Rollstuhl sitzen, ist der Gestank noch schlimmer, weil diese dem Gestank, der von unten kommt, noch mehr ausgesetzt sind, als Menschen, die stehen.
Nun bleibt nur zu hoffen, dass die Berichterstattung zu einem Umdenken führt und Barrierefreiheit und Inklusion nicht weiterhin missachtet werden.
Elke Lill
Rechtsanwältin und Diplom-Politologin